FÜRTHER LANDKREIS-NACHRICHTEN - 15. März 2002 - [B0203151]

Gleise weichen Baustellenfahrzeugen

Teilstück der Bibertbahntrasse wird für die Zufahrt zum Zirndorfer Hallenbadareal genutzt - Rückbau heizt Spekulationen um Verkauf an - Grüne kritisieren Vorgänge - Vertrag vorberaten

ZIRNDORF - Der Rückbau von Gleisen der Bibertbahn entlang der Neptunstraße in Zirndorf hat die Grünen auf den Plan gerufen. Sie kritisieren, dass weder Stadt- noch Kreisräte von der Aktion informiert worden seien. Die Chance schwinde, dass die Trasse jemals wieder für den öffentlichen Nahverkehr genutzt werde.

In den vergangenen Tagen hat ein großer Bagger seinen Greifarm ausgefahren und die Gleisteile aus dem Schotterbett entfernt. Auf rund 800 Metern Länge ab der Albrecht-Dürer-Straße bis kurz vor das Hallenbad verschwanden die Schienen.

Der Hintergrund: Die Stadtwerke Zirndorf haben mit dem Landkreis einen Nutzungsvertrag für dieses Bibertbahn-Teilstück abgeschlossen. Auf der Trasse wird die Baustellenzufahrt zum Hallenbad eingerichtet, das derzeit für einen modernen Neubau abgerissen wird (wir berichteten). Rund 5000 Quadratmeter Fläche, so die Auskunft aus dem Landratsamt, darf Zirndorf für die Dauer des Baus - voraussichtlich bis Ende 2003 - kostenlos nutzen. Das Areal ist nach wie vor im Besitz des Landkreises.

Der Rückbau hat die Spekulationen um den Verkauf der Bibertbahn-Trasse wieder angeheizt. Nach einer Absprache zwischen Landrätin Gabriele Pauli und den Bürgermeistern von Oberasbach und Zirndorf, Bruno Allar und Gert Kohl, soll der gesamte Verlauf von der Rothenburger Straße in Oberasbach bis zum ehemaligen Bahnhof in Zirndorf-Leichendorf weiterhin in öffentlicher Hand bleiben. Die Strecke ist weitgehend in die Pläne für eine U-Bahn-Verlängerung von Nürnberg in den Landkreis einbezogen.

Doch in allen Varianten spielt nur die Trasse östlich des Bahnhofs Zirndorf-Altenberg eine Rolle. Der westliche Bereich wird nach Auskunft von Landrätin Pauli nicht benötigt und kann etwa an die Stadt Zirndorf verkauft werden. Diesbezügliche Verhandlungen laufen seit Wochen. Die Mitglieder des Kreisausschusses werden sich am kommenden Mittwoch, 20. März, in nicht-öffentlicher Sitzung mit einem Kaufvertrag auseinandersetzen.

In den Kontrakt soll nach dem Willen der Kreisverwaltung eine Klausel aufgenommen werden, die festschreibt, dass der Landkreis auch das verkaufte Teilstück nutzen kann, wenn eines fernen Tages ein neues "schienengebundenes Nahverkehrsmittel" durch Oberasbach-Zirndorf rollt.

Den Landkreis-Grünen stößt jetzt sauer auf, dass mit dem Abbau der Gleise und der Einrichtung der Baustellenzufahrt entlang der Neptunstraße "Fakten geschaffen" wurden, die später nicht so einfach umkehrbar seien, wie Kreissprecher Wolfram Schaa betont. Der scheidende Kreistagsfraktionssprecher Norbert Schikora assistiert, die Arbeiten seien an "allen gewählten Gremien vorbei" ausgeführt worden, weder Zirndorfer Stadträte noch Kreisräte hätten davon gewusst.

Eine U-Bahn brause frühestens im Jahr 2015 bis Altenberg - bis dahin könnte die Biberttrasse wenigstens für den öffentlichen Busverkehr genutzt werden, meint Schaa. Doch die Chance werde jetzt reduziert. Allein das Verschwinden der Gleise habe eine psychologische Wirkung: "Wenn man das zusammenhängende Gleis nicht mehr sieht, dann verliert die Trasse auch nach außen hin an Gewicht," bemängelt Schaa. Gerade für ein attraktives Hallenbad eigne sich eine "öffentliche" Anbindung besonders, fügt er an, viele Schüler seien für ihr Freizeitvergnügen auf Busse und Bahnen angewiesen.

ELKE GRASSER-REITZNER - 15. März 2002

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